Zwischen Salzbergstraße und Sägemühlengasse, genau an der Stelle wo sich heute der mächtige Bau, das Gebäude der AOK Sachsen-Anhalt Geschäftsstelle Wernigerode erhebt, wurde am 26. April 1876 das „Pension- und Gesellschaftshaus“ als neue Gaststätte eröffnet. Die Anlage, deren Besitzer E.W. Schröder war, bestand aus einem zweistöckigen Logierhaus und einem separaten, dahinterliegendem Saalbau, dem Gesellschaftshaus. Letzteres war etwa dem Saalbau der späteren FDGB – Verpflegungsstätte „Leo Tolstoi“ entsprechend. Auf dem dahinterliegendem Gelände zur Sägemühlengasse hin, konnte sich der Gast in einem Konzertgarten mit Musikpavillon und offenen Veranden oder auch in einer Kegelbahn erholen. Die Adresse des Logier – und Gesellschaftshauses lautete damals noch „Hasserode 121“.
Bei einem Brand 1881 wurde der Saalbau vernichtet, aber schon 1882 etwas zurückversetzt, neu errichtet und ist im Grundbau bis in das Jahr 2009 erhalten geblieben. Um 1889 gehörte das Logier- und Gesellschaftshaus den Brüdern Andreas und Wilhelm Wagenknecht. Die Adresse hatte sich bei der neuen Hausnummernzuordnung 1884/85 in Salzbergstraße 2 geändert.
1892 wurden „Pension und Gesellschaftshaus“ von Wilhelm Schmoll gekauft und Ende 1895 umgebaut. Am 15. Mai 1896, nach einer Bauzeit von nur etwa 30 Wochen, wurde das neue Haus als „Hotel Monopol“ eröffnet. Ein stattlicher Fachwerkbau von drei Stockwerken und mit einem überragendem Erkerturm, wie er noch heute zu sehen ist. Das Hotel und der Saalbau wurden gern besucht und von vielen Vereinen zu Festen, Konzerten und Fastnachtsfeiern genutzt. Auch die Einweihungsfeier der katholischen Kirche St. Marien soll 1906 hier stattgefunden haben. Um 1910 verkaufte Wilhelm Schmoll das Haus an Wilhelm Reimann, ein Molkereibesitzer in Braunschweig und Hessen, wobei er aber das Hotel als Pächter weiter führte. Um 1912 geht dann die Pacht an die Witwe Emma Lüders, geb. Kühnemund über. Im ersten Weltkrieg diente auch dieses Hotel als Reserve-Lazarett.1921 kauft der hiesige Gewerkschaftsbund das Hotel. Weiterhin der öffentlichen Nutzung zur Verfügung stehend wird es nun unter dem Namen „ Gewerkschaftshaus Hotel Monopol GmbH“ geführt.
1931 geht es wieder in privaten Besitz des Hotelier Wilhelm Temme über, aber bereits 1933 übernimmt die „Hotel Monopol GmbH“ mit der Geschäftsstelle der N.S.B.O. Kreisleitung Wernigerode (National-sozialistische Betriebszellenorganisation) das Haus. 1935 erwirbt der Gastwirt Otto Struckmeyer das „Hotel Monopol“ käuflich. Otto Struckmeyer gestattet 1939 einem Flüchtling, Herrn Jäger, in einem Raum des Saalgebäudes ein Lager einzurichten. Am 15.6.1941 wird das Hotel dann von der Heeresverwaltung zwangsgeräumt und verkauft an das „Erholungswerk der Deutschen Arbeitsfront Gau Magdeburg e.V.“. Kurz darauf gehört das „Haus Westerntor“ dem Verein „Mittelelbische Betriebsstätten e.V.“. Ende 1943 wird das Hotel wieder an Otto Struckmeyer verpachtet . Zum Ende des zweiten Weltkrieges dient auch dieses Hotel, wie in vielen anderen, als Lazarett.
Ab 1946 nimmt Otto Struckmeyer dann den Hotelbetrieb kurzzeitig wieder als Inhaber auf und führt es nun als „Saal- und Gaststättenbetrieb Monopol Wernigerode am Harz“. Im Großen Saal reichen sich im April 1946 KPD und SPD die Hand zur Gründung der SED.
1947 übernimmt dann die FDGB Kreisleitung Wernigerode das ehemalige Hotel als Geschäftsstelle, im Erdgeschoss erhält die Sozialversicherung der Arbeiter und Angestellten ihre Geschäftsstelle. Der Saalbau wurde anfangs noch als öffentliche Gaststätte „Restaurant Gewerkschaftshaus“ von Inhaber Kurt Hahne weitergeführt, bis 1949 der FDGB Feriendienst hier die Verpflegungsstätte „Leo Tolstoi“ einrichtet. Nicht nur die FDGB Urlauber sondern auch Mitarbeiter und Angestellte umliegender Abteilungen und kleinerer Unternehmen wurden hier verpflegt.
1990 kauft die AOK das Gebäude, um hier die Geschäftstelle für Wernigerode einzurichten. Seit 1998/ 99 werden Büroräume dieses Hauses auch an verschiedene andere kleine Unternehmen vermietet. In der anfangs leerstehenden ehemaligen Verpflegungsstätte Leo Tolstoi wird 1993 als „Haus Salzbergtal“ von Frau Fricke ein Bistro „Hasseröder Bierstube“ mit Billiard eröffnet. Neben Großveranstaltungen örtlicher Vereine finden hier auch Verkaufsveranstaltungen verschiedener Händler statt. Im Jahre 2009 wird schließlich dieser inzwischen wieder leerstehende Saalbau von 1892 abgebrochen.
Nachtrag:
Um das Gewerkschaftshaus “Monopol” finanzieren zu können, konnten Gewerkschaftler und Parteimitglieder der Sozialdemokratischen Partei Anteilscheine und sogenannte Bausteine erwerben.